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Vom Riesen-Schwingel bis zur Winkel-Segge

Erster KennArt-Gräserkurs bringt mehr Artenkenntnis aufs grüne Parkett

28. Juni 2021

Mit dem Binokular und Literatur zur Hand bestimmt eine Teilnehmer erste Hautflügler.

Am Lehrpfad “Tor zur Davert” am Haus Heidhorn stellt Kursleiter Dr. Thomas Hövelmann (r.). einige der häufigsten Gräser vor.
(Foto: C. Knauft-Pieper)

Wollgras auf dem Gelände von Haus Heidhorn.

Die Biotope auf dem Gelände am Haus Heidhorn sind Lebensraum für eine Vielzahl an Gräsern. Im Hochmoor findet sich beispielsweise das Wollgras.
(Foto: C. Knauft-Pieper)

Münster. Riesen-Schwingel, Winkel-Segge oder Weiche Trespe: Im Rahmen des ersten KennArt-Gräserkurses vom 3. bis 27. Juni lernten die Teilnehmenden die häufigsten Süßgräser, Sauergräser und Binsen kennen. Die insgesamt rund 60 Stunden waren gefüllt mit Vorträgen, Bestimmungsübungen, Exkursionen in verschiedene Lebensräume und einer Selbstlernphase, in der alle Teilnehmenden eine eigene kleine Sammlung im Form eines Herbariums anlegten.

Ob am Wegesrand, in Wiesen, Wäldern oder Mooren: Gräser sind in fast allen Lebensräumen zu finden. Das Bestimmen von Gräsern auf Familien-, Gattungs- und Artebene ist jedoch keine leichte Aufgabe. Die Artenkenntnis ist dabei auch bei Gräsern rückläufig. Um dem Abwärtstrend entgegenzuwirken, wurde das Projekt „KennArt – Eine bundesweite Initiative zur Ausbildung von Artenkenner*innen“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt ins Leben gerufen. Die NABU-Naturschutzstation Münsterland entwickelte ein umfangreiches Curriculum und Schulungsmaterialien, die nun zum ersten Mal in Münster erprobt wurden.

Zu Beginn des Kurses wurden die Kursteilnehmenden von Dr. Thomas Hövelmann, Dipl.-Biologe und Botaniker an der NABU-Naturschutzstation Münsterland, zunächst in die Systematik und Morphologie der Gräser eingeführt, bevor sie sich selbst mit Literatur, Lupe, Pinzette und Präpariernadel an die Bestimmung von Gräsern machten.

Nach einem ersten digitalen Kurstag ging es an den Folgetagen bei gemeinsamen Exkursionen zum Dortmund-Ems-Kanal sowie durch das Stadtgebiet von Münster, um typische Arten der Wiesen und Säume, aber auch ruderale Arten des städtischen Raumes kennenzulernen.

Das darauffolgende Wochenende führte die Kursteilnehmenden zunächst zum Standortübungsplatz Handorf-Ost, wo sie die wichtigsten Arten trockener und feuchter Magerwiesen und feuchter Wälder kennenlernten. Ebenso wurden ausgehend vom Haus Heidhorn, dem Sitz der NABU-Naturschutzstation Münsterland, die Davert und die Hohe Ward erkundet. Abgerundet wurde der Kurs durch zwei Tagesexkursionen in die Beckumer Berge im Kreis Warendorf und das Venner Moor bei Senden.

Neben der Vermittlung von Artenkenntnis wurden auch die Bedeutung von Gräsern in Kartierungen, rechtliche Bestimmungen sowie Rote Liste- und Verantwortungsarten thematisiert. Schließlich richten sich die Kurse in erster Linie an Angehörige von Gutachter- oder Planungsbüros, Naturschutzbehörden, Biologischen und Ökologischen Stationen, Naturschutzverbänden, Naturkundemuseen, Studierende mit Vorkenntnissen und Menschen, die sich ehrenamtlich im Naturschutz engagieren.

Die Zeit zwischen den einzelnen Kurstagen nutzten die Teilnehmenden für das Selbstlernstudium und legten eine eigene kleine Gräsersammlung in Form eines Herbariums an. Im kommenden Jahr ist ein Gräser-Aufbaukurs geplant.

Ziel des Projektes KennArt ist es, ein möglichst übertragbares und bundesweit anwendbares Kurssystem und die dafür erforderlichen Schulungsmaterialien zu entwickeln. Um die Anwendbarkeit des Curriculums und der Materialien an verschiedenen Standorten zu testen, soll der Kurs nach einer umfangreichen Evaluation ein weiteres Mal angeboten werden. Nach Projektende werden die Materialien interessierten Anbietern wie beispielsweise Naturschutzakademien, Naturkundemuseen oder sonstigen Bildungseinrichtungen zur Verfügung gestellt, um langfristige Strukturen zu schaffen und die Artenkenntnis im gesamten Bundesgebiet zu fördern.

Das Projekt „KennArt“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.

Das Bundesprogramm Biologische Vielfalt

Seit zehn Jahren unterstützt das Bundesprogramm Biologische Vielfalt die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS). Am 15. Februar 2011 wurde die Förderrichtlinie des größten deutschen Förderprogramms für den Naturschutz veröffentlicht, seitdem sind rund 120 Millionen Euro Bundesmittel in mehr als 120 Projekte mit 314 Teilvorhaben geflossen, die bundesweit zum Schutz von Arten, Lebensräumen und Ökosystemleistungen umgesetzt wurden. Gefördert werden Vorhaben, denen im Rahmen der NBS eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter Weise umsetzen. Neue Projektideen können jederzeit eingereicht werden. Die geförderten Maßnahmen tragen dazu bei, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland zu stoppen und mittel- bis langfristig in einen positiven Trend umzukehren. Sie dienen dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung sowie der Entwicklung der biologischen Vielfalt und gehen über die rechtlich geforderten Standards hinaus. Akzeptanzbildende Maßnahmen der Information und Kommunikation tragen dazu bei, das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt zu stärken.

Weitere Informationen: https://biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm

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